Herpes


Es gibt mehrere verschiedene Herpesviren beim Pferd. Impfstoffe stehen nur gegen das Equine Herpes Virus (EHV) 1 und 4 zur Verfügung. Die Erkrankungen, die durch diese Typen hervorgerufen werden sind unterschiedlich.

EHV-4 verursacht eine Erkrankung der Atemwege (Rhinotracheitis), die der Infektion mit Influenza-Viren ähnlich ist und besonders bei Fohlen einen schweren Verlauf zeigt. Die Übertragung erfolgt direkt oder über Tröpfcheninfektion. Eine besondere Rolle spielen Pferde, die den Erreger lebenslang in sich tragen ohne selbst zu erkranken.

EHV-1 kann ebenfalls Erkrankungen des Atemtraktes verursachen, seine hauptsächliche Bedeutung liegt jedoch im Auslösen des sogenannten seuchenhaften Spätabortes oder seuchenhaften Verfohlens. Das Virus wird ebenfalls über die Atmungsorgane, aber auch über den Deckakt übertragen und führt im 7. bis 10. Trächtigkeitsmonat zum Verfohlen häufig ganzer Bestände. Hochgradig ansteckend sind hierbei auch das Fruchtwasser und die abgestoßene Frucht.

Sowohl EHV 1 als auch EHV 4 können die sogenannte paretisch-paralytische Verlaufsform auslösen, welche in den letzten Jahren an Bedeutung zuzunehmen scheint. Bei dieser Verlaufsform kommt es zu einer Infektion und Schädigung des Nervensystems, welche von leichter Ataxie (meist bei geimpften Pferden) bis hin zum Festliegen und Verenden des betroffenen Pferdes führen kann.

Bei beiden Virustypen ist es wichtig, dass möglichst der gesamte Bestand geimpft wird um einen wirksamen Schutz zu erreichen und die Viruslast bei einer Infektion zu senken (geimpfte Pferde erkranken meist milder und scheiden weniger Virus aus. Je höher der Infektionsdruck (also die Virusmenge) in der Umgebung, desto wahrscheinlicher erkranken auch geimpfte Pferde.


Es gibt noch weitere Herpesviren beim Pferd (z.B. EHV-2, Equine Zytomegalievirusinfektion und EHV-3, Koitalexanthem des Pferdes), gegen die bislang jedoch nicht geimpft werden kann und die eine eher untergeordnete Bedeutung haben. Neuere Forschungsarbeiten geben allerdings Hinweise darauf, dass Erkrankungen durch EHV 1 und 4 in Zusammenhang mit Infektionen mit EHV 2 stehen. Hierbei ist aufgefallen, dass eine Mischinfektion zu schwereren Verläufen zu führen scheint.

Herpesviren können durch Kontakt von Pferd zu Pferd übertragen werden

Derzeit sind in Deutschland nur 2 Herpesimpfstoffe verfügbar. Prevaccinol ist ein sog. attenuierter (abgeschwächter) Lebendimpfstoff gegen EHV 1, Equip EHV ein inaktivierter Impfstoff gegen EHV 1 und 4.

Unter Virologen und Infektionsmedizinern ist die Wirksamkeit der Herpesimpfung heiß diskutiert. Fakt ist, dass die Antikörperbildung bei beiden Impfstoffen nicht ausreicht um eine Infektion zu verhindern. Es kann höchstens von einer Abschwächung der Krankheitssymptome ausgegangen werden. Die Wirksamkeit der Impfung (die jedoch nicht zu vergleichen ist mit der Wirkung eines Influenza-Impfstoffes) scheint auch auf der Aktivierung der zellulären Abwehr zu beruhen. Diese wird stärker durch den Lebendimpfstoff angesprochen.

Welcher der beiden Impfstoffe einen besseren Schutz bietet ist ebenfalls umstritten. Eine in den USA durchgeführte Studie weist darauf hin, dass es am sinnvollsten ist die Impfstoffe alternierend einzusetzen.

Ein weiteres Problem der Herpesimpfung ist die Tatsache, dass es bereits seit Jahren immer wieder Lieferschwierigkeiten beim Equip EHV (früher Duvaxyn EHV, nur Namensänderung da die Herstellerfirma verkauft wurde) gibt. Die Auswahl für den Tierarzt ist also manches Mal trotz sorgfältiger Lagerhaltung schlicht durch die Verfügbarkeit bestimmt.


Das Impfschema unterscheidet sich für tragende und nichttragende Tiere.

Impfschema für nichttragende Pferde:


  1. Impfung im Alter von 3 bis 6 Monaten (Je nach Impfstatus der Mutter)

  2. Impfung 4 bis 6 Wochen später (bei Equip EHV, bei Prevaccinol nach 3 bis 4 Monaten)

Wiederholungsimpfung alle 6 Monate


Impfschema für trächtige Stuten


Zusätzlich zu den regelmäßigen Impfungen je eine Impfung im 5., 7. und 9. Monat der Trächtigkeit (Empfehlung für Equip EHV) oder im 4. Und 8. Monat (Empfehlung für Prevaccinol)