Zahnkontrolle/Zahnbehandlung


Regelmäßige Kontrollen von Gebiss und Maulhöhle gehören zu den elementaren Gesundheitsvorsorge-Maßnahmen beim Pferd.

Die Pferdezahnheilkunde erlebte nach dem 2. Weltkrieg und dem Verschwinden der Arbeitspferde einen bedenklichen Niedergang. So wurden bis Anfang dieses Jahrhunderts die Pferde mit mehr oder weniger abenteuerlichen Instrumenten und Gerätschaften behandelt, welche oftmals nicht nur untauglich sondern auch gefährlich waren.

Mitte der 1990er Jahre des letzten Jahrhunderts setzte eine Art Gegenbewegung ein, die heute dazu geführt hat, dass eine Vielzahl von tierärztlichen und nichttierärztlichen Behandlern um die Behandlung des Pferdegebisses buhlen.

Leider nimmt dies bisweilen absonderliche Züge an, da der „Spezialist“ welcher sein Geld nur mit Zähnen verdient sicher eher geneigt ist auch bei kleineren Befunden eine Behandlung durchzuführen. Auch gibt es reichlich Behandler, die eine Untersuchung der Maulhöhle ohne Sedierung ablehnen. Und ist das Pferd einmal sediert, dann Muss man/frau ja auch was machen… Sonst wars ja umsonst.


Unstrittig ist die Wichtigkeit regelmäßiger Zahnkontrollen. Wenigstens einmal im Jahr sollten die Zähne eines Pferdes kontrolliert und wenn notwendig behandelt werden. Pferdezähne schieben fast ein Leben lang nach und sind unglaublich lang.

Durch ungleichmäßiges Abreiben können sich spitze Kanten, sogenannte Zahnhaken, bilden, die beim Kauen Probleme bereiten oder auch schmerzhafte Verletzungen an der Maulschleimhaut oder der Zunge verursachen können. Dies kann zu Schwierigkeiten beim Fressen und/oder Rittigkeitsproblemen führen.

Manche Pferde reiben ihre Zähne auch dermaßen ungleichmäßig ab, dass sich ein sogenanntes Treppen- oder Wellengebiss bildet. Hierbei bilden die Reibeflächen der Backenzähne keine gleichmäßige Fläche mehr, sondern stehen unregelmäßig weit hoch. Von der Seite sieht das dann aus wie eine Welle, im schlimmeren Fall wie eine Art unregelmäßige Treppe.


Häufig bildet sich auch eine scharfe Spitze am letzten unteren Backenzahn, weil dieser durch die versetzt stehenden Zähne des Pferdes bedingt, nicht vollständig in Kontakt mit dem Gegenspieler des Oberkiefers steht. Auch fehlende Zähne können zu starken Problemen führen, weil die Gegenspieler ungehindert weiterwachsen und nicht abgerieben werden. Auch Scheren-, Kopper- und Krippenwetzergebisse benötigen spezielle Behandlung. Die Liste der möglichen Befunde ist ungemein lang…

Nach der Sedierung muss der Patient „ausschlafen“

estörtes Kauen, Bildung von „Rollen“ mit dem Rauhfutter), so ist es höchste Zeit für eine Untersuchung und Behandlung durch einen Experten. Während Zahnhaken oder –spitzen noch recht schnell beseitigt werden können, ist bei einem Wellengebiss schon eine wiederholte und zeitaufwändige Behandlung notwendig, damit eine Weiterentwicklung/Verschlimmerung vermieden wird.


Auch Jungpferde, die zwischen 2,5 und 5 Jahren die Zähne wechseln, müssen regelmäßig kontrolliert werden, da nicht selten die Milchzähne nicht ausfallen und den nachwachsenden bleibenden Zähnen Probleme bereiten. Diese sogenannten Zahnkappen müssen dann entfernt werden.


Bei manchen Pferden stören die sogenannten Wolfszähne beim Anreiten, weil sie bei Berührung durch das Mundstück der Trense Schmerzen auslösen. Die Wolfszähne sollten in solchen Fällen gezogen werden. Ähnliche Probleme können beim Reiten mit Kandare im Bereich der ersten Backenzähne auftreten. Hierbei kann ein gezieltes Beraspeln Linderung bringen.

Kleine Zähne, Große Wirkung: Wolfszähne können erhebliche Probleme bereiten

Ältere Pferde müssen meist weniger häufig behandelt werden, sollten aber umso öfter kontrolliert werden, da sich Zähne lockern können und irgendwann zu gravierenden Problemen führen können. Ob jeder „Wackelzahn“ beim älteren Pferd gezogen werden muss ist umstritten. Ich ziehe solche Zähne nur wenn das Pferd beim Kauen Probleme hat oder der Zahn schmerzhaft ist. Alte Pferde haben oft so wenig Zahnsubstanz/Zähne, dass sie auf die Wackelzähne angewiesen sind und ohne sie gar nicht mehr kauen können.


Meine Devise bei der Zahnbehandlung ist immer so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich zu bearbeiten. Das exzessive Beraspeln der Zähne kann meiner Meinung nach häufig mehr schaden als nutzen. Wenn auch (wegen angeblich mangelnder Okklusion) die Schneidezähne regelmäßig gekürzt werden so führt dies zu einem höherem Abrieb (und schnellerem Wiederauftreten von Zahnhaken und –spitzen) was mit fortschreitendem Alter zu Problemen führen kann, da das Pferd schlicht und ergreifend keine Zahnsubstanz mehr zur Verfügung hat und „auf der Felge“ kaut.


Kontrollen sollten bei jedem Pferd regelmäßig stattfinden. Ob und in welchem Maß behandelt werden muss, ist für jedes Tier individuell zu entscheiden.


Die meisten Behandlungen können im Stall stattfinden. Zahnextraktionen (besonders Backenzähne) bei jüngeren Pferden sollten jedoch besser in einer Klinik stattfinden.